lightning during nighttime
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„Du hast immer noch nicht geantwortet!“, habe ich heute morgen etwas vorwurfsvoll gesagt. Ich war untergwegs mit dem Fritz-Hund. Wir hatten Flut und stellenweise musste ich ein bisschen klettern, um den Weg weiterverfolgen zu können, den wir eingeschlagen hatten. Ich hatte meine Joggingschuhe an, und nicht die wasserdichten Stiefel, und konnte nicht wie Fritz einfach durch das Wasser waten. Mein Vorwurf war aber nicht an Fritz gerichtet, sondern an Gott. Seit mehreren Wochen hatte ich eine Situation bewegt, die sich in der Seelsorge mit einer Frau gezeigt hatte. Seitdem betete ich, dass Gott uns den Schlüssel schenkt für diese Situation, die sich nicht lösen ließ. Nicht durch seelsorgerliche Methoden, nicht durch Gebet, Befreiungsdienst, EMDR und auch nicht durch alles andere, was so in meinem Werkzeugkoffer zu finden ist. Ich hatte alles ausprobiert, bis mich am Ende der leere Boden des Werkzeugkoffers hämisch angrinste. Seitdem bat ich Gott also um den Schlüssel. Beziehungsweise erst einmal darum, dass er mir sagen möge, was der Schlüssel für diese Situation ist.

Da die Frau ca. eine Stunde später wieder zur Seelsorge kommen sollte, sagte ich also: „Du hast immer noch nicht geantwortet und gesagt, was der Schlüssel ist, Jesus. Das ist jetzt quasi die letzte Chance, wenn ich es noch vor der Seelsorge erfahren soll. Oder du musst es mir dann sagen.“

Und dann habe ich es gehört. Ganz leise. Ohne Bild. Ohne Geräusch. Es war wie ein Flüstern in meinen Gedanken. Einfach da. Und die Antwort war recht simpel. So dass ich kurz darüber nachdenken musste, ob es möglicherweise einfach mein eigener Gedanke gewesen war, den ich da als Gottes Stimme interpretiert habe.

So geht es mir oft. Als ich anfing, Gottes Reden wahrzunehmen (ich bin überzeugt, dass er mein ganzes Leben schon zu mir (so wie jedem anderen Menschen) geredet hat, ich es nur meist gar nicht wahrgenommen habe),  da war es zunächst oft sehr plakativ. Ein Traum, der sich deutlich von den vielen anderen Verarbeitungsträumen (ich träume viel und bunt) abhob. Oder Bilder, die mir vor Augen standen. Ein Wissen, dass ich einfach nicht auf normalem Weg erworben hatte, sondern was von einem Augenblick auf den anderen da war – oftmals für eine andere Person, von der ich es nicht wissen konnte. Das war oft wie ein Donnern. Laut, deutlich, unmissverständlich.

Inzwischen aber kommt dieses laute Reden Gottes nur noch selten vor. Immer mehr ist die leise Stimme Gottes in meinen Alltag gedrungen. Oft unterscheidet sie sich kaum merkbar von meinen eigenen Gedanken. Meine eigenen Gedanken kann ich gut von Jesu Reden unterscheiden, denn sie nehmen den Hauptteil meines Denkens ein – viele sehr menschliche Gedanken. Andersherum ist es schwer. Wenn ich höre. Wenn ich Jesus etwas frage und auf seine Antwort warte: dann ist es schwer, sein Reden von meinen Gedanken zu unterscheiden. Oft unterscheidet sie sich dann kaum merkbar von meinen eigenen Gedanken. Manchmal gar nicht. Und dann fällt es mir sehr schwer zu unterscheiden, ob jetzt Jesus geredet, oder ich selbst gedacht habe… Mein Gefühl dafür wächst stetig, meine Sicherheit darin auch. Aber trotzdem hinterfrage ich es jedes mal. Der einzige Weg, es heraus zu finden, ist das Ausprobieren. Zu äußern, was ich höre, und dann zu sehen, ob es stimmt.

Manchmal ist das sehr eindrücklich. Zum Beispiel, als ich mit zwei Freundinnen für eine junge Frau betete, die programmiert worden war (mindcontrol). Wir wussten nicht, wie wir diese Programmierung lösen konnten und so fragten wir Jesus. Plötzlich hatte ich eine Zahlenkombination vor Augen. Vier Zahlen. Immer und immer wieder. Und ich saß da und schwitzte.  Hatte ich mir das alles ausgedacht, zuviele Thriller gesehen, oder hatten diese vier Zahlen wirklich eine Bedeutung? Waren sie der Code, mit dem die junge Frau programmiert worden war? Ich fasste mir ein Herz und sagte diese Zahlen nach einer kurzen Erklärung, dass ich mir darüber unsicher war, laut den drei Anderen. Nichts passierte. ‚Das war also Quatsch‘, dachte ich. Doch da wir schon so einige Erfahrungen gemacht haben mit dem Reden Gottes, fragten wir noch einmal nach. Und ich hörte wieder (leise in Gedanken, nicht stimmlich) Jesu Reden: „Erst auf deutsch, dann auf englisch, dann auf französisch.“ Und wieder diese Zweifel: denke ich mir das jetzt aus, weil ich einen Sinn haben möchte für die vier Zahlen? – Was ist, wen es wieder nicht funktioniert? – Was denken dann die Anderen? Was denkt die jungen Frau, vertraut sie dann noch in meine Fähigkeiten?‘ All das (und noch mehr) ging mir durch den Kopf. Dann habe ich das alles einfach geäußert, und meine beiden Co-Seelsorgerinnen und die junge Frau waren der Meinung, wir sollten es einfach ausprobieren. Also sagte ich wieder brav die vier Zahlen. Auf Deutsch, auf Englisch, auf Französisch. Und es passierte. In der jungen Frau tat sich sichtlich etwas. Die Programmierung war gelöst und letztlich passierte hier die Veränderung, die eine der Wichtigsten auf ihrem Heilungsweg war. Die vier Zahlen und die Reihenfolge der Sprachen waren das Codewort, mit dem ihre Peiniger die Programmierung in sie hineingefoltert hatten. Hätte ich das Gehörte aus Unsicherheit für mich behalten, hätten wir nicht erlebt, wie sich diese Sache gelöst hat und die junge Frau frei wurde davon. Und wir hätten nicht erlebt, wie deutlich und genau Gott zu uns redet, wenn wir es benötigen.

Es ist schon seltsam mit dem Hören auf Gottes Stimme. Vor allem, wenn diese Stimme ein Flüstern ist. Ein Flüstern in unseren Gedanken – und sich kaum (und manchmal gar nicht) unterscheidet vom eigenen Denken. Ich frage mich, warum es nicht immer so ein deutlicher Donner sein kann. Dann wüsste ich es doch ganz genau. Dann könnte ich mich nicht vertun. Und nicht blamieren. Das wäre doch viel einfacher.

Eines ist mir aber klar, weil ich mich kenne: Wenn Jesu Reden immer dieses Donnern wäre, dann würde ich weniger nachfragen. Weniger im Gespräch mit Jesus bleiben. Weniger genau hören. Vielleicht ist das der Grund, warum Jesus zu mir überwiegend „gedankenflüstert“. Weil es eine Chance für unsere Beziehungsvertiefung  ist.

Heute morgen habe ich das am Strand Gehörte mit in die Seelsorge genommen. Ich war mir erst nicht sicher, ob es stimmte. Ob es wichtig war. Ob es überhaupt dran war. Und dann kam der Punkt, an dem ich fand, es sei dran. Die Frau, um die es ging, hatte heute ihren Mann mitgebracht. Und als ich sagte, dass ich gebetet hatte, um den Schlüssel, und dass ich glaubte gehört zu haben, was dieser Schlüssel sei und ihn dann nannte, da zuckte ihr Mann zusammen und erzählte, dass er genau dasselbe zuvor gehört hatte. Dass er Gott gefragt hatte, wegen dieser Situation und Gott ihm gesagt hatte: „Ich gebe dir einen Schlüssel“ – und ihm dann gesagt hatte, wie der Schlüssel heißt. Und es stimmte wortwörtlich überein, mit dem, was Jesus mir am Strand gesagt hatte.

Mich ermutigt dieses Erlebnis, dieser leisen Stimme tiefer zu vertrauen. Sie nicht abzutun, sondern umzusetzen, was Jesus mir auf diese Weise sagt. Auch wenn es mich manchmal ganz schön viel Mut kostet.

 

 

Ein Gedanke zu “Donner und Flüstern – Gottes Stimme hören #0

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