Wenn es nach mir ginge, würde ich Entwicklungen oft mit den sprichwörtlichen Siebenmeilenstiefeln rasch durchschreiten. Das gilt sowohl für a) persönliche als auch für b) gemeindliche (bzw. gemeinschaftliche) Prozesse. Immer diese Minischritte! Ich habe das Ziel doch schon längst vor Augen. Da fällt es schwer, das Tempo zu drosseln und die Schrittlänge zu verkürzen. Auch wenn es manchmal sein muss, damit nichts und niemand auf dem Weg abhanden kommt.
Ein Wasserbauer erzählte neulich von seiner Arbeit, die dem Küstenschutz dient. Als er gefragt wurde, ob es noch Deichschafe braucht, oder ob diese inzwischen durch Maschinen ersetzt wurden, erzählte er Folgendes: Die Deichschafe sind aus mehreren Gründen unersetzlich. Durch ihren tiefen Biss halten sie das Gras sehr kurz. Dadurch wachsen die Halme dicker und die Festigkeit des Deichs wird geschützt.
Und dann erzählt der Wasserbauer etwas, was mich zum Nachdenken über die von mir oft so gehassten Minischritte bringt: Mit ihren kleinen starken Hufen machen die Schafe auf dem Deich viele tausende kleine Trippelschritte und durch das optimale Verhältnis ihres Körpergewichtes zur Klauengröße verfestigen sie damit die Grasnarbe auf dem Deich. Mit ihren kleinen Füßen hinterlassen sie keine Löcher im Deich (so wie es Pferde und Kühe tun würden). Wühlmäuse und Maulwürfe können auf dem Deich, der durch die Schafe eine so feste, und dichte Grasnarbe hat, keine Löcher wühlen, was die Wahrscheinlichkeit von Deichbrüchen stark erhöhen würde. Schäfer nennen deshalb die kleinen Trippelschritte der Schafe den „goldenen Tritt“. Keine Maschine kann das ersetzen.

Kleine feste Minischrittchen bewirken so etwas Erstaunliches. Das bringt mich zum Umdenken. Was wäre, wenn auch die kleinen Minischritte, die wir als Schafe des großen, guten Hirten alleine und vor allem in Gemeinschaft gehen, etwas Erstaunliches bewirken? Wenn das Fundament auf dem wir uns bewegen, durch unsere Schritte und Tritte fest und unerschütterlich wird? So, dass es nicht unterhöhlt werden kann – und Schädlinge und Fluten keine Chance haben? Was, wenn wir so eine Schutzfunktion ausüben für alle Bereiche, auf die wir unseren Fuß setzen – und alle, die in unserer Nähe sind, dadurch gesegnet und geschützt werden? Auch, wenn es uns manchmal so unsäglich unscheinbar und so unerträglich langsam erscheint, was wir an Entwicklungen durchschreiten – vielleicht haben wir auch einen goldenen Tritt.
Schafe sind nicht schnell – aber sie bleiben in Bewegung. Das möchte ich schätzen lernen: es muss nicht immer alles schnell gehen. Es muss nicht immer alles in Windeseile erreicht werden. Wenn wir in Bewegung bleiben, dann weren auch unsere kleinen, unspektakulären Schritte goldene Tritte sein, die den Boden, auf dem wir laufen festigen und damit Großartiges bewirken.
Das sind ganz wundervolle und ermutigende Gedanken und ich glaube, es steckt sehr viel Wahrheit in diesem Vergleich! Toll, dass Dir diese Analogie aufgefallen ist und Du sie in so gute, treffende Worte gekleidet hast. Hab vielen Dank für diese Inspiration und viel Segen für die nächsten „goldenen Tritte“ in Deinem Leben 🙂 <3!
Barbara
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Danke, Barbara ❤ Ich wünsche dir auch viele goldene Tritte in der nächsten Zeit.
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„durch das optimale Verhältnis ihres Körpergewichtes zur Klauengröße“
— wer das nun wieder ausgerechnet hat!!
Ich hab den Högschden auch mal genervt gefragt, ob es nicht geschickter wäre, wenn er sein Reich selbst baut, es wäre so viel besser als unser Gemurkse und keine Verletzungen, nix zwischenmenschliches, ….
Aber er meinte, das Reich wäre für uns, also müssten wir es bauen.
Tzja!
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