
Türkis schimmert das Meer. Wir sammeln Muscheln am Strand. Einige sollen verschenkt werden, andere werden die Blumenbeete in unserem Garten schmücken. Wir freuen uns über besonders schöne Fundstücke. Manche werden voller Begeisterung aufgehoben, weil sie eine besondere Farbe oder Musterung haben. Doch nach einer näheren Begutachtung wird klar, dass sie Risse haben oder dass an einem Rand ein Stück fehlt. Damit verlieren sie für uns Sammler an Wert und werden achtlos weggeworfen.
Ich denke daran, wie anders es bei Gott ist. Gott „sammelt“ Menschen. Er liebt uns, und findet uns alle wunderbar und schön. Er will uns ganz nah bei sich haben. In manchen (oder fast allen?) Religionen herrscht die Vorstellung, dass wir Menschen perfekt und ohne Makel sein müssen, damit Gott uns akzeptieren kann. Deshalb gibt es viele Gebete oder Gesetze, and die man sich halten soll, um Gott zu gefallen. Oder man muss meditieren, Übungen machen, leer werden und weiteres, um perfekt oder „ganz“ zu werden, oder in irgendeinen Zustand zu kommen, der uns endlich am Ziel der Selbstvervollkommnung ankommen lässt. Wie schade, dass wir Menschen das so falsch verstanden haben. Wie schade, dass wir denken, eine Religion zu brauchen, um Gott zu gefallen und ihm nahe zu kommen.
Die Bibel zeichnet ein anderes Bild. Da ist ein Gott, der sich herzlich nach all seinen Menschen sehnt. Dem es nicht um Gesetze oder Übungen geht. Nichtmals in erster Linie um das, was wir oft Gebet nennen. Der Schöpfer des Himmels und der Erde sehnt sich nach echten Begegnungen mit uns. Er ist daran interessiert, mit uns Gemeinschaft zu haben, mit uns zu reden, zu lachen und zu lieben. Er möchte Beziehung mit uns. Und das ganz unabhängig davon, ob wir heil und ganz sind – oder ob wir Risse oder Mängel haben, oder uns gar etwas fehlt.
Er hebt uns nicht auf und wirft uns wieder weg, wenn er festgestellt hat, dass wir kaputt oder zerbrochen sind. Jedes einzelne Menschenexemplar sucht er mit Eifer, hebt es voller Begeisterung auf und findet einen Platz, wo seine Schönheit und Einzigartigkeit hell strahlen kann.
Die Bibel erzählt, dass eine unfruchtbare Frau zur Mutter eines großen Volkes wurde, das Gott als sein eigenes Volk auserwählte. (Sarah) Einen etwas überheblichen Träumer gebrauchte er, um zwei Völker vor einer großen Hungersnot zu bewahren.(Joseph)
Wir lesen davon, dass er einen Stotterer, der zudem unbeholfen mit Worten war, zum Anführer und Befreier dieses Herzensvolkes Gottes erwählte. Er nannte diesen Mann, der von sich selbst sagte, dass er eine schwere Zunge habe, seinen Herzensfreund, mit dem er von Angesicht zu Angesicht redete. (Mose)
Er wählte ein Kind, einen Jungen, um neu zum Herzen seines Volkes zu sprechen (Samuel), und einen unbedeutenden Hirtenjungen zum König desselben Volkes. Als dieser sich tief in Schuld verstrickte, hätte man erwarten können, dass Gott ihn nun wieder achtlos auf den Sand geworfen und nach einem neuen König gesucht hätte. Doch als er seine Schuld erkannte, und sich zurück in die Beziehung mit Gott begab, vergab Gott ihm und verwarf ihn nicht. Zwei Frauen aus anderen Völkern waren die Urmütter Jesu. Die eine ist in ihrem früheren Leben eine Prostituierte gewesen, die andere eine mittellose Witwe. (Rahab und Naomi)
Und Jesus selbst handelt nicht anders, als er es den Vater tun sieht. Für seine Jüngerschar sucht er sich nicht die perfekten, gebildeten und frommen Leute aus, die wir vielleicht erwartet hätten. Er wählt einfache ungebildete Fischer, einen verhassten Zöllner und Zeloten (so eine Art Guerillakämpfer gegen die Römer), die mit Sicherheit ziemlich viel Dreck am Stecken hatten.
Zu seinen engsten Vertrauten gehört auch Maria Magdalena, eine Frau, von der die Bibel sagt, dass sie unter der Herrschaft mehrerer Dämonen gestanden hatte. Niemand hatte ihr helfen können, und mit Sicherheit hatte sie viel Ausgrenzung und Stigmatisierung erfahren. Jesus schickte die Dämonen von ihr weg und sie fand dadurch wieder ihre Freiheit und Würde. Sie war eine der Frauen, die von da an immer mit Jesus umherwanderte und bis zuletzt bei ihm blieb. Sie war eine der Frauen unter dem Kreuz. Und sie war eine der ersten, die den auferstandenen Jesus zuerst sahen und diese Botschaft den Jüngern verkündeten. Auch in der ersten Gemeinde war sie von Anfang an mit dabei.
Wir müssen unseren Zerbruch und unsere Mängel nicht vor Gott verstecken. Für ihn sind wir unendlich kostbar und wertvoll, so wie wir sind. Er hebt uns mit all unseren Rissen und unserer Unvollkommenheit liebevoll auf, freut sich, dass wir endlich in seine Hände gefunden haben und er uns in seinem Königreich an einen speziellen Platz für uns bringen kann, wo wir aufblühen, und wo unsere Schönheit voll zur Geltung kommen kann. Er wünscht sich, dass wir aufhören, uns vervollkommnen zu wollen, oder uns ihm zu nähern, indem wir irgendwelche frommen Übungen tun. Setz dich einfach zu ihm, so wie du bist. Er möchte mit dir reden, dich gesund lieben und sein Herz mit dir teilen.
Hier hängt eine alte Postkarte an der Wand, das Bild symbolisiert ein Kreuz aus zerborstenen Spiegel-Scherben. Hinten drauf steht sinngemäß „zerbrochen im Leben, heil im Glauben “ Gefällt mir sehr und sagt im Kern nichts anderes als deine Worte.
Grüße und Danke dafür 👋
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Magst du das Bild hier posten? (weiß gar nicht, ob das möglich ist in den Kommentaren…?) Liebe Grüße ins Tal!
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Vor Jahren schon mal geteilt 🙂
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Wunderbar. Danke 🙂
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Hat mir unsere ehemalige Pastorin geschenkt ,der Künstler steht hinten drauf, ist leider gerahmt daheim.
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Die Rückseite:
Ich (Betrachter) zerbrochen in der Tiefe, gehalten durch das Kreuz, 2000, von
Wolfgang Seehaus © Gottesdienst-Institut,
Postfach 44 04 45, 90209 Nürnberg
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Danke
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was für ein schönes Bild! Er ist der mit den großen Setzkasten.
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Big smile!
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Das hast du wunderschön und liebevoll geschrieben. Danke Dir, liebe Bettina. Elisa
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Vielen Dank, liebe Elisa. Viele herzliche Grüße!
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Hallo, kannst du dich mal bei mir melden? LG, Ralph
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Ich habe dir ne mail gesandt. LG
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Hab dir geantwortet. 🙂
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Und ich jetzt endlich auch 🙂
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