Photo by Ray Bilcliff on Pexels.com

Wie sieht es aus, eine Gottesbegegnung zu haben? Was genau passiert, wenn Gott handelt und in mein Leben eingreift? Ich glaube, dass wir Menschen meist den Wind und das Beben und das Feuer erwarten. Dass Gott mit einem großen Donnerschlag eingreift. Wir ihn gewaltig erleben. Überwältigend. Eindeutig und kraftvoll.

Elia hat eine große Auseinandersetzung mit seinem größten Feind hinter sich. Er muss mehrmals um sein Leben fürchten. Fliehen und sich verstecken. Dann wieder mutig sein und vor den Feind König Ahab treten, der ihm nach dem Leben trachtete. Gott hält den Regen zurück, so wie Elia es dem König ankündigt. Gott versorgt Elia in wüsten Gegenden durch außerordentliche Wunder. Elia veranstaltet einen Showdown, der jeden Aktionskünstler vor Neid erblassen lassen würde, um die Macht seines Gottes vor seinen Feinden zu demonstrieren. Und Gott handelt gewaltig, eindeutig und kraftvoll. Jeder ist beeindruckt und geflasht von Gottes Eingreifen. Doch Elia muss wieder fliehen, weil König Ahab und Königin Isebel ihn jetzt noch dringender töten wollen. Und Elia flieht und läuft und läuft, und ist letztendlich zu Tode erschöpft. Er möchte nur noch schlafen. Nein, eigentlich möchte er nur noch sterben. Die ganzen Wunder, die er erlebt hat. Das mächtige Handeln Gottes auf Elias Wort hin. Der ganze Showdown und das geflasht sein der Feinde… all das hält nicht vor. Elias Leben ist wieder bedroht. Vielleicht hat er das nicht erwartet. Vielleicht dachte er, dass nun alle ihren Irrtum erkennen würden und er endlich durch den Triumph Gottes bestätigt in Frieden leben könnte. All die Wunder von kurz vorher tragen ihn nicht durch. Er hat Angst, ist erschöpft und sieht keinen Ausweg mehr. Sein Vertrauen in Gott ist überdeckt von Angst und Depression.

Es ist erstaunlich, wie Gott Elia nachgeht. Er lässt ihn schlafen, weckt ihn zur rechten Zeit durch seinen Engel, der ihn auch auf übernatürliche Art mit Essen und Trinken versorgt. Er führt in an einen neuen Ort. Dort darf Elia ihm alles klagen, was er fühlt. Den ganzen Frust lässt er vor Gott heraus. Dann erklärt Gott ihm, dass er ihm in besonderer Weise begegnen will. Und Elia hält danach Ausschau. Zuerst kommt ein gewaltiger Wind, der die Berge zerreißt und Felsen zerschmettert. Doch Gott ist nicht in dem Wind… Dann kommt ein Erdbeben, wahrscheinlich nicht minder gewaltig als der Wind. Aber Gott ist nicht in dem Erdbeben. Danach folgt ein Feuer, und wir wissen, wie kraftvoll Feuer wirkt. Doch Gott ist nicht in dem Feuer. Zuletzt kommt ein leises Wehen. Luther übersetzt hier: sanftes Sausen.

Sanft. Leise. Zart. Und Elia merkt, dass es jetzt geschieht: Gott ist in dem sanften Sausen des leisen Windes. Er verhüllt sein Angesicht, denn er spürt die verzehrende Kraft, die in dieser zarten Gottesbegegnung liegt. Noch einmal fragt Gott ihn. Und wieder darf Elia Gott alles klagen, seine ganzen Frust vor Gott loswerden.

Gottesbegegnung. Sie findet möglicherweise gar nicht dort statt, wo es gewaltig ist, und eindeutig und kraftvoll. Nicht im Wunder. Nicht im Showdown. Nicht im gewaltigen Wind, Erbeben und Feuer. Obwohl Gott all das bewirkt. Aber es macht nicht satt. Es verändert nicht. Es bringt uns Gott nicht unbedingt näher. Elia begegnet Gott dann ganz anders. Er darf einfach sein: schlafen, essen und trinken. Gott versorgt ihn. Und dann lässt er ihn klagen. Er will den ganzen Frust hören. Hören, was Elia alle denkt und glaubt und fühlt. Zweimal möchte Gott das alles hören. Das ganze Herz Elias darf sprechen, gerade auch mit allen Ängsten und falschen Glaubenssätzen und aller Wut und Verzweiflung. Und dann zeigt Gott ihm, wo er sich geirrt hat: Gott bewirkt zwar den gewaltigen Wind und das Beben und das Feuer. Aber sein Herz ist sanft. Sanft und leise. Gott zeigt Elia auch sein Herz. Sein Wesen. Und seine Heiligkeit, die Elia nicht ohne Verhüllung seines Gesichtes überleben kann, obwohl alles so sanft und leise ist. Und Elia hat eine echte Herzensbegegnung mit Gott. Und die Sanftheit und Ruhe Gottes fließen in die Verzweiflung und Angst Elias, Und es entsteht Frieden.

Da will ich dich suchen, mein Gott
wo du mir begegnen willst
wo deine Sehnsucht nach mir ist
Da will ich mein Herz dir öffnen und ehrlich sein vor dir
Und Friede wie ein Strom fließt in mein Herz und schwemmt die Angst und die Verzweiflung fort
Du zeigst mir, wer du bist
Wer du für mich sein willst: sanft und leise
Du wünschst dir, dass ich höre
Dass ich meine Ohren spitze und lausche, wer du bist
Und selbst in der Sanftheit, in der Stille, bist du überwältigend
Bist mehr als ich fassen, mehr als ich tragen kann
Und alles in mir schweigt und lauscht - auf dein sanfte Stimme
Und ich begegne dir von Herz zu Herz

Bibelstelle: 1. Könige 19,3-14 (und die ganze Geschichte in den Kapiteln davor und danach)

Da packte Elija die Angst und er floh, um sein Leben zu retten. In Beerscheba an der Südgrenze von Juda ließ er seinen Diener zurück und wanderte allein weiter, einen Tag lang nach Süden in die Steppe hinein. Dann setzte er sich unter einen Ginsterstrauch und wünschte den Tod herbei. »Herr, ich kann nicht mehr«, sagte er. »Lass mich sterben! Ich bin nicht besser als meine Vorfahren.« Dann legte er sich unter den Ginsterstrauch und schlief ein. Aber ein Engel kam, weckte ihn und sagte: »Steh auf und iss!« Als Elija sich umschaute, entdeckte er hinter seinem Kopf ein frisches Fladenbrot und einen Krug mit Wasser. Er aß und trank und legte sich wieder schlafen. Aber der Engel des Herrn weckte ihn noch einmal und sagte: »Steh auf und iss! Du hast einen weiten Weg vor dir!« Elija stand auf, aß und trank und machte sich auf den Weg. Er war so gestärkt, dass er vierzig Tage und Nächte ununterbrochen wanderte, bis er zum Berg Gottes, dem Horeb, kam. Dort ging er in die Höhle hinein und wollte sich darin schlafen legen. Da hörte er plötzlich die Stimme des Herrn: »Elija, was willst du hier?« Elija antwortete: »Herr, ich habe mich leidenschaftlich für dich, den Gott Israels und der ganzen Welt, eingesetzt; denn die Leute von Israel haben den Bund gebrochen, den du mit ihnen geschlossen hast; sie haben deine Altäre niedergerissen und deine Propheten umgebracht. Ich allein bin übrig geblieben und nun wollen sie auch mich noch töten.«

Gott offenbart sich Elija und gibt ihm einen Auftrag. Der Herr sagte: »Komm aus der Höhle und tritt auf den Berg vor mich hin! Ich werde an dir vorübergehen!« Da kam ein Sturm, der an der Bergwand rüttelte, dass die Felsbrocken flogen. Aber der Herr war nicht im Sturm. Als der Sturm vorüber war, kam ein starkes Erdbeben. Aber der Herr war nicht im Erdbeben. Als das Beben vorüber war, kam ein loderndes Feuer. Aber der Herr war nicht im Feuer. Als das Feuer vorüber war, kam ein ganz leiser Hauch. Da verhüllte Elija sein Gesicht mit dem Mantel, trat vor und stellte sich in den Eingang der Höhle. Eine Stimme fragte ihn: »Elija, was willst du hier?« Er antwortete: »Herr, ich habe mich leidenschaftlich für dich, den Gott Israels und der ganzen Welt, eingesetzt, denn die Leute von Israel haben den Bund gebrochen, den du mit ihnen geschlossen hast; sie haben deine Altäre niedergerissen und deine Propheten umgebracht. Ich allein bin übrig geblieben, und nun wollen sie auch mich noch töten.«

Ein Gedanke zu “Sanftes Sausen

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s