© B.Peter
In unserem Gewächshäuschen leben vier frisch geschlüpfte Rotkehlchenjunge. Direkt neben dem kleinen Gewächshaus sitzen wir, wenn wir in der schönen Jahreszeit draußen essen. Wir haben uns schon seit einiger Zeit gewundert, wie zutraulich die Rotkehlchen sind. Wie mutig sie sehr nahe an uns vorbei fliegen – oder auf dem Boden hüpfen. Wir haben ein kleines Futterhäuschen auf der anderen Seite des Gewächshauses, und dachten, dass sie dort Futter für ihre Jungen holen, um es zum Nest zu bringen. Dabei ist es genau anders herum. Sie bringen Futter von außerhalb des Gartens in den Garten, schlüpfen in das Gewächshaus und füttern dann die kleinen Rotkehlchen. Das Nest befindet sich zwischen zwei Blumentöpfen an der Rückseite des Gewächshauses, nahe der Hauswand. Unten der aus Holz geflochtene Korb, oben die rosafarbene Pflanzschale aus Plastik. Was für ein schlaues Versteck. Ins Gewächshaus kommt kein Eichhörnchen – von denen wir ja auch einige haben – so leicht hinein.
Nun habe ich gestern die Jungen ein bisschen beobachtet. Fast immer sitzen sie mit nach oben gereckten Köpchen, mit weit aufgerissenem Schnabel und warten auf Futter. Hunger. Erwartung. Nur ganz selten sind die Schnäbel geschlossen, nämlich dann, wenn sie schlafen. Im Wachzustand: Hunger und Erwartung. Das Rotkehlchenweibchen und das Männchen fliegen unermüdlich mit kleinen Regenwürmern im Mund zu ihnen.
Hunger und Erwartungshaltung. Auch im Leben mit Gott gibt es solche Phasen. Immer wieder. Wer Hunger nach mehr Beziehung mit Gott hat, der lebt in einer Erwartungshaltung, ist offen und wartet, dass Nahrung kommt. Und kann nicht genug bekommen. Und wird genährt, nimmt zu, wird reifer und wird irgendwann in der Lage sein zu fliegen. Wer keinen Hunger hat, oder keine Erwartung, wird statt dessen stagnieren. Manchmal vielleicht auch geistlich verhungern und sterben.
Im geistlichen Leben gibt es diese Phasen immer wieder. Ich kenne sie. Diese Phasen, in denen der Hunger nach Tiefe in der Beziehung zu Gott (der Vater, Jesus und der Heilige Geist – ich nenne sie gerne Abba, Yeshua und Ruach) das Allerdringlichste im Leben ist. Meinen Alltag bestimmt. Und meine Zeiteinteilung. In denen ich mein Herz weit öffne, nach Nahrung und Intimität mit Gott rufe, und Nahrung in einer großen Intensität zu mir kommt. In denen ich wachse, zunehme und bereit werde für Neues. Irgendwann den Sprung aus dem jetzigen Nest wage, und entdecke: ich kann fliegen.
Manchmal gibt es Phasen, in denen davon nichts zu spüren ist. In denen der Hunger überdeckt ist durch einen anderen, billigen Hunger. Oft durch einen Hunger nach Dingen, die nicht satt machen. Die nicht zu Wachstum und neuer Reife führen. Manchmal weiß ich gar nicht, was zu so einer Phase führt. Ich merke nur innerhalb dieser Phase, dass ich etwas verloren habe, das wesentlich ist. Und wünsche mich weg aus dieser Phase. Ich entdecke, dass ich auch etwas dazu tun kann, um wieder zu so einer Hunger-Erwartungs-Phase zu wechseln. Ich kann meinen Blick wieder auf Yeshua richten. Ich kann Entscheidungen treffen, meine Zeit wieder mit Wesentlichem zu füllen, auch wenn es mir anfangs schwer fällt, das Konsumieren der Dinge, die mich nicht wirklich nähren zu unterlassen, und mich der echten Nahrung zuzuwenden. Ich kann in die Anbetung Gottes gehen. Oft helfen mir dabei Anbetungslieder, weil sie helfen, den Blick von mir selbst und von unnützen Dingen abzuwenden. Und weil sie Wahrheiten verkünden, an die ich mich dann erinnern kann und die ich dann mitsinge, und so zu diese Wahrheiten zurückfinde. Manchmal dauert es ein Weilchen. Aber es führt immer in diese Hunger-Erwartungsphase zurück, die ich dann ersehne. Und wenn es so weit ist, schmecke ich Leben. Und frage mich, wie ich nur zufrieden sein konnte mit dem vorherigen Zustand. Die Zeiten mit der schlechten Nahrung – so scheint es mir – werden kürzer. Die Zeiten mit der Nahrung aus dem Himmel länger und beständiger.
Die Rotkehlchen sind mir ein Vorbild. Schnabel weit auf. Erwartung. Nicht nachlassen in der Erwartung. Essen, verdauen, wachsen. Und fliegen.
„Füll mich mit Hunger nach dir, Abba. Nach deiner Liebe. Schenke mir die Gabe, viel zu erwarten und bereit zu sein, wenn du kommst. Lass mich wachsen und reifen. Werde groß in mir, Yeshua, du bist das wahre Leben. Und dann, schenk mir Mut und Kraft, Ruach, dass ich meine Flügel ausbreite und fliege – mit deinem Wind.“
(Der Gatte entdeckte mehrer Spechtbabies im Wald. Diese schreien besonders laut nach Nahrung. Schon von Weitem ist das zu hören. Hier sieht man ein Spechtjunges, das in Erwartung aus dem Baumstamm herauslugt. Und dann, nicht immer sofort, aber sobald es geht, kommt Mama/Papa – mit der ersehnten Nahrung.)
© A. Peter
Anbetungslied zum Thema: https://www.youtube.com/watch?v=oCAY_qeDo-w&list=RDoCAY_qeDo-w&start_radio=1
Ha! Da hättest du aber mal mein Gesicht sehen sollen — hatte den Beitrag mobil gelesen und fand das Lied drunter voll toll, und dann komm ich mittels pc hier an und da ist ein ganz anderes Lied verlinkt!
Bevor die neue Nachbarin das Grundstück übernahm, war zwischen selbigem und meinem Garten eine total verfilzte, unordentliche Wildnis von einer Gestrüpphecke. Flieder, Holunder, diverse blühende Ziersträucher, prunus l., viel Brombeere etc. Es muss die Heimat von zehn oder noch mehr Rotkehlchenfamilien gewesen sein, denn manchmal rissen sie mir die Regenwürmer fast unterm Spaten weg. „Rotkehlchenmutprobe“ war vermutlich ein gängiger Wettstreit unter den Vögelchen. Einmal hab ich einen Wurm auf der Hand angeboten, aber den haben sie nicht genommen. Manchmal habe ich die „Krachkehlchen“ auch zu etwas mehr Ruhe aufgerufen, das hat geklappt.
Die neue Nachbarin hat ziemlich zu Beginn ihrer Umbauarbeiten die Hecke vernichtet.
In den letzten zwei Sommern hatte ich kein einziges Rotkehlchen.
Wir arbeiten gerade an unserer eigenen Hecke, teils als buntblühender/buntherbstlaubiger Sichtschutz, teils als Bienenweide. Die Vöglein kommen dann von selbst. Hoffentlich sind dann noch welche übrig.
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Wow, du sprichst bzw. schreibst mir aus dem Herzen. DANKE vielmals! Ich hab solch eine Sehnsucht, solch einen Hunger nach dem Sein in Gottes Gegenwart. Ich liebe es bei ihm zu sein und mich ganz ganz zu fühlen. Heiliger Geist, komm und erfülle du uns jeden Tag und jede Nacht, vor allem in unserem Alltag, besonders uns Mamas. Wir wollen dich und brauchen dich und wir lieben dich!
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Liebe Sarah, amen! 🙂
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