Früh morgens im Moor. Es ist noch dämmrig und ganz still. Dann kommen sie. In Scharen und Formationen. Sie fliegen genau über meinen Spazierweg hinweg. Sie fliegen und fliegen, lassen sich irgendwo nieder, wo es gerade angenehm ist und sie Kraft schöpfen können. Vielleicht überwintern einige von ihnen auch hier im Moor, warm genug ist es ja inzwischen auch in unseren Breitengraden. Wenn sie fliegen, geben sie einander Windschutz, arbeiten miteinander. Und die ganze Zeit schnattern sie. Es ist ein tolles Schauspiel, dass ich mit meiner Billighandykamera nur dürftig einfangen kann. Ich versuche ein paar Schnappschüsse zu bekommen. Dann stehe ich still und schaue nach oben.

Sie wissen, dass ihr Zuhause ein Zuhause auf Zeit ist. Es ist ganz tief in ihren Instinkten und in ihrer inneren Uhr verankert. Eigentlich. Doch auch hier wird der Klimawandel einiges durcheinander bringen, habe ich gelesen.

Ich muss darüber nachdenken, dass auch unser Zuhause eines auf Zeit ist. Nur eine Durchgangstation. Wir sind auf dem Weg. Wir fliegen und fliegen, finden hier und dort Landeplätze. Stationen der Ruhe, ein von Gott gedeckter Tisch, Zeit zum Sammeln neuer Kräfte, bevor es weitergeht. Ist diese Tatsache so tief in uns verankert wie in den Wildgänsen? Wie halten wir zusammen, wenn wir gemeinsam unterwegs sind? Sind unsere Formationen so, dass wir einander Windschatten spenden, Rücksicht auf die Unerfahrenen und Schwächeren nehmen, und auch im Allgemeinen die Kräfte der anderen schonen? Ist das gemeinsame Erreichen des Ziels und das Wissen darum, was zu welchen Zeiten zu tun ist, noch fest in uns verankert? Oder hat da auch eine Art Klimawandel unsere Instinkte längst durcheinandergebracht?

Ich versuche es innerlich einzufangen, diesen gemeinsamen Tanz der Gänse in den Lüften. Mir bewusst zu machen, dass ich eine Gans in einem wunderbaren Schwarm bin. Dass mein Tun und Lassen wichtig ist für die anderen. Dass es ein Ziel gibt, auf das ich hinlebe und das ich ersehne. Und das dieses Ziel ein gemeinsames Ziel ist. Ich stehe still und schaue nach oben.

Denn hier haben wir sowieso keine für immer bleibende Stadt, sondern wir halten Ausschau nach der Stadt der Zukunft. Hebräer 13,14 (Übersetzung: Das Buch)

Alle Fotos von mir. Mit der billigen Handykamera.

6 Gedanken zu “Zugvögel

  1. das hast du wunderbar beobachtet und beschrieben!
    gut möglich, dass der Klimawandel auch in uns einiges durcheinander bringen wird … oder schon -gebracht hat. aber ich denk, solange wir uns an das Wort aus Hebräer halten, wird es gut. GUT.
    Weißt schon: „Der Herr wirds wohl machen.“
    Hin und wieder kommt sicher auch ein Engel an dem Dornbusch (oder Moor) entlang, wo wir uns kurz mal niedergelassen haben, um uns was zur Stärkung für die nächste Etappe zu bringen.

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